16. Juni 2019: UMWELTKOMPETENZ VOR ORT bei der UPM GmbH in Schongau

KUMAS-Auszeichnung "Offizielles Leitprojekt 2018" erregt internationales Interesse

Das KUMAS UMWELTNETZWERK, der VDI Augsburger Bezirksverein und der VDE Südbayern - Zweigstelle Augsburg hatten zu einer weiteren Ausgabe der erfolgreichen Reihe "Umweltkomepetenz vor Ort" eingeladen. Die hohen Teilnehmerzahlen (rund 40 Teilnehmer) machten es notwendig, einen Shuttle-Bus, der am TZA des Augsburg Innovationspark startete, zu organisieren.

Die UPM GmbH wurde im Jahr 2018 für die Entwicklung eines Recycling-Füllstoffs für die Papierindustrie aus der thermischen Verwertung von Reststoffen von KUMAS ausgezeichnet. Die Teilnehmer hatten Gelegenheit, das technische Verfahren kennenzulernen und sich von den hohen Anforderungen des umweltgerechten Betriebs der Papierfabrik am Industriestandort Schongau zu überzeugen.

UPM-Werksleiter Wolfgang Ohnesorg begrüßte zusammen mit KUMAS-Geschäftsführer Thomas Nieborowsky die Teilnehmer in der Werkskantine am Standort Schongau. Wolfgang Ohnesorg erläuterte das Konzept "UPMBIOFORE-BEYOND FOSSILS", mit dem sich der Papierhersteller zukunftsfähig aufstellt. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die Beachtung der Nachhaltigkeitsgrundsätze im gesamten Papierlebenszyklus. So hat UPM den Altpapiereinsatz seit dem Jahr 2001 auf 2,1 Mio. Tonnen verdreifacht und verwendet nur vollständig rückverfolgbare Frischfasern aus Wäldern in unmittelbarer Nähe der Produktionsstätten. Die Papierproduktion muss sich im Zeitalter der Digitalisierung besonderen Herausforderungen stellen. So nehme der Bedarf an Zeitungspapier in den letzten Jahren kontinuierlich ab, während der Bedarf an Papier für den Buchdruck realtiv stabil sei. UPM Schongau hat sich auf der Basis dieser Erkenntnis deshalb neben der Herstellung von Zeitungsdruckpapier vor allem graphischen Papieren für den Taschenbuchdruck und sieht sich so im globalen, aber auch konzerninternen Wettbewerb gut aufgestellt.

Hendrik Krois ging anschließend auf die Umweltaspekte bei der Papierherstellung ein. Der Prozess ist sehr energieintensiv, wozu UPM zwei Kraftwerke (GuD und Wirbelschicht) am Standort betreibt. Im Wirbelschicht-Kessel werden die eigen Reststoffe aus der Faserherstellung, Altpapierreste und weiteres heizwertreiches Biomaterial verwertet und in thermische Energie umgewandelt. Zusätzlich wird dabei mit Turbinen Strom erzeugt. Ein BHKW, das mit Biogas auch der Abwasserreinigung betrieben wird, erzeugt ebenfalls Wärme und Strom. Das hauptsächliche Ziel in der Optimierung der Stoffbilanz des Werkes liegt darin, möglichst keine Abfälle entstehen zu lassen. Dazu ist eine stetige Steigerung der Energie- und Materialeffizienz notwendig. Der Standort Schongau verfügt über alle wesentlichen Zertifizierungen im Qualitäts-, Umwelt-, Arbeits- und Energiemanagement. Die Papierprodukte selbst verfügen über etliche Umweltzeichen wie EU Ecolabel, Blauer Engel, PEFC und FSC.

Heiko Hilbert stellte dann die Wasserbewirtschaftung des Papierwerks am Lech dar. Überraschend für viele Teilnehmer war dabei die Tatasche, dass der Wasserbedarf für Kühl- und Prozesswasser lediglich 0,2 % der durchschnittlichen Wasserführung des Lechs beträgt. Umfangreiche Überwachungssysteme stellen sicher, dass sowohl die Wärmelasten des Kühlwassers als auch die Belastungen des Abwassers vor Einleitung weitgehendst reduziert und alle relevanten Grenzwerte zuverlässig eingehalten werden.

Von besonderem Interesse war für die Teilnehmer die detaillierte Präsentation des KUMAS-Leitprojekts 2018 "Recyclingfüllstoff auf Mineralaschebasis für die Papierherstellung". Dadurch kann ein weiterer Kreislauf geschlossen und die Gewinnung von Calciumcarbonat aus Branntkalk rund 10.000 Tonnen substituiert werden. Durch die Bindung aus dem Rauchgas können so auch rund 10.800 Tonnen klimawirksames CO2 gebunden und 13.500 MWh Energie eingespart werden. Laut Heiko Hilbert hatte die Auszeichnung durch KUMAS als Leitprojekt 2018 Anfragen bis aus Birmingham ausglöst.

Im anschließenden Rundgang durch das Werk Schongau lernten die Teilnehmer die einzelnen Stufen des Papierherstellungsprozesses kennen.