Bayerische Wassertage

Bayerische Wassertage – der Teilnehmerkreis deckt die ganze Bandbreite der Wasserwirtschaft ab.

Hochkarätige Vorträge und Diskussion mit dem Fachpublikum

Branchenübergreifende Kommunikationsplattform


 

18. Bayerische Wassertage am 15./16. November 2023

Wasserhaushalt und Wasserstrategie in Zeiten des Klimawandels

KUMAS-Fachkongress zeigt Lösungen, wie die Wasserversorgung bei fortschreitendem Klimawandel sichergestellt werden kann.

Die von den Klimaforschern prognostizierten negativen Auswirkungen des Klimawandels treten in allen Parametern schon viel früher ein, als es die bisherigen Prognosen voraussagten. Damit aber nicht genug! Prof. Dr. Harald Kunstmann, Leiter des Zentrums für Klimaresilienz der Universität Augsburg berichtete anhand der Beobachtungen in der Erdsystemmodellierung darüber, dass sich die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf den künftigen Wasserhaushalt noch drastisch verschärfen werden. Neue Instrumente zur Auswertung von Umweltdaten wie Temperaturentwicklung, Niederschlagsmengen, Bodenfeuchte oder Grundwasserneubildungsraten ermöglichen heute Modellierungen mit gewissen Unschärfegraden bis ins Jahr 2050. Und die daraus resultieren Vorhersagen sehen nicht gut aus! Es ergibt sich dringender Handlungsbedarf in der Reduzierung von Treibhausgasen, eine Tatsache, die schon seit Jahrzehnten bekannt ist, allerdings steigen die globalen Freisetzungsraten von Kohlendioxid nach wie vor weiter an. Daraus folgt die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sich sehr schnell auch mit den Klimafolgen auseinanderzusetzen und dies als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen. Dabei kann es nicht nur darum gehen, den Folgen von Starkregenereignissen und Sturzfluten zu begegnen, sondern auch die Wasserbewirtschaftung neu zu denken, da eine sichere Wasserversorgung sowohl in Qualität und Quantität die Voraussetzung für das Überleben der Gesellschaften in einer friedfertigen Welt ist.

Aufgrund der negativen Prognosen und in dem Bewusstsein, dass eine sichere Wasserversorgung, die wichtigste Daseinsvorsorge ist, hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eine Strategie zur „Wasserzukunft Bayern 2050“ und daraus das Programm „Wassersicherheit 2050“ entwickelt, wie Ministerialrat Roland Kriegsch berichtete. Man will und muss nun die Weichen stellen, um auch den Anforderungen und Zielen der neuen Bayerischen Staatsregierung Rechnung hinsichtlich der Bewältigung des Klimawandels zu tragen.

Auf die technischen und organisatorischen Herausforderungen einer gesicherten Trinkwasserversorgung gingen die Betreiber von Trinkwasserversorgungsanlagen detailliert ein. Insbesondere die Situation in Franken hält besondere Herausforderungen bereit, da dort die Grundwasserneubildungsraten – wie auch insgesamt in Bayern – seit Jahren rückläufig sind, wie Dr. Hermann Löhner von der Fernwasserversorgung Franken den Kongressteilnehmern eindringlich vor Augen führte. Franken wird langfristig auf Verbundlösungen angewiesen sein, um die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Trinkwasser befriedigen zu können.

Auch unkonventionelle Konzepte können in Erwägung gezogen werden, wie z. B. die Wassergewinnung aus Abwasser in Dubai – ein Projekt des KUMAS-Mitglieds Abwa-tec aus Oberndorf, das Geschäftsführer Harald Braun vorstellte. Damit könnten Bedarfe für Bewässerungssysteme z. B. für den Gemüseanbau sichergestellt werden. Wie die bayerische Landwirtschaft Effizienzpotenziale in der Wasserbewirtschaftung sicherstellen kann, stellte eindrucksvoll Dr. Martin Müller von der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen dar. Für die Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel ist eine ausreichende Versorgung mit Wasser notwendig. Ressourcenschonende Bewässerungskonzepte bedürfen einer Vielzahl positiver Faktoren, die durch digitale Instrumente unterstützt werden können. Hierzu wurde eine Bewässerungs-App entwickelt, die im Zusammenspiel mit Tropfbewässerungssystemen eine Einsparung zwischen 30 und 50 % gegenüber herkömmlichen Bewässerungssystemen erreichen können. In Kombination mit Wasserrückhaltungen aus Oberflächenwasserableitungen lässt sich damit ein ausreichender Ernteertrag an Gemüse und weiteren Gartenbauprodukten auch in Zukunft sicherstellen, auch wenn der Bewässerungsbedarf durch den Klimawandel weiter zunehmen wird.

Der zweite Veranstaltungstag stand ganz im Zeichen der Wasserbewirtschaftung in der Industrie. Dr. Martin Burger vom Bayerischen Landesamt für Umwelt berichtete von einem Projekt, das die abwasserfreie Produktion durch geschlossene Wasserkreisläufe in der Industrie untersuchte. Im zugehörigen Abschlussbericht wird auf Plattformtechnologien für PFAS-haltige Abwässer, hocbelastete und heterogene Abwässer eingegangen. Es konnte eine allgemein anwendbare ganzheitliche Bewertungsmatrix für Industrieanlagenbetreiber erstellt werden. Allerdings ersetzt diese nicht die individuelle Betrachtung des Einzelfalles, aus der dann die konkrete Vorgehensweise für jeden einzelnen Betrieb entwickelt werden muss. Dennoch ist die abwasserfreie Produktion kein fernes Zukunftsziel.

Ein weiterer, kontrovers diskutierter Programmteil behandelte den Umgang mit per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, kurz „PFAS“, die bis zu 10.000 Einzelsubstanzen umfasst, die in ganz unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz kommen. Neben der Industrie kommen PFAS auch im konsumentennahen Bereich. Imprägniermittel für Textilien, Ausrüstungen für Kartonagen im Lebensmittelbereich oder auch in der Möbelherstellung sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Aufgrund der Persistenz der Substanzen sind PFAS inzwischen global verbreitet und führen zu Akkumulationen in der Nahrungskette, wie Dr. Michael Gierig vom Bayerischen Landesamt für Umwelt in seinem Beitrag berichtete. Neben punktuell hohen Belastungen von Boden und Gewässern durch Schadensfälle oder den arglosen Umgang mit Löschschaum werden auch Belastungen in unberührten Naturlandschaften festgestellt, wie am Beispiel des Nationalparks Berchtesgaden dargestellt wurde. Als Fazit der kontroversen Diskussion kann festgehalten werden, dass die Anwendungen von PFAS und die Einträge in die Umwelt an der Quelle, also nicht erst an nachgeschalteten Einrichtungen wie Kläranlagen oder Trinkwasseraufbereitungen minimiert werden müssen.

Als Fazit der 18. Bayerischen Wassertage stellte KUMAS-Geschäftsführer Thomas Nieborowsky fest, „dass sowohl den Folgen des Klimawandels als auch den Herausforderungen einer nachhaltigen Wasserbewirtschaftung nur mit einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung begegnet werden kann.“ Die Bayerischen Wassertage bieten für den Dialog zwischen allen beteiligten Kreisen die ideale Plattform, die aktuelles Wissen vermittelt und mit den Fachausstellern Lösungsansätze bietet.

Die Bayerischen Wassertage präsentierten sich auch im Jahr 2023 als wichtiger Treffpunkt und Austauschplattform für Betreiber genehmigungspflichtiger Anlagen, kommunale Träger der Wasserver- und Abwasserentsorgung, Behörden, Planungs- und Gutachterbüros und dienten wie immer dem Update zu wasserrechtlichen und wasserwirtschaftlichen Fragestellungen.

Die Themenschwerpunkte 2023:

  • Aktuelle Entwicklungen in der Wasserwirtschaft
  • Wasserversorgung bei fortschreitendem Klimawandel
  • Wassergewinnung neu gedacht/Wassergewinnung konkret
  • Aktuelle Entwicklungen im Wasserrecht und im Gewässerschutz
  • Novelle der Trinkwasserverordnung
  • PFAS – Konsequenzen aus der ubiquitären Belastung
  • Niederschlagswassermanagement/Starkregen/Sturzfluten

Das Tagungsprogramm und die Referent*innen der 18. Bayerischen Wassertage

Fachausstellung:

Begleitet wurde der zweitägige Kongress von einer Fachausstellung, in der sich branchenspezifische Unternehmen und Dienstleister den Besuchern präsentierten.

Anerkannte Fortbildung:

  • Betriebsbeauftragte für den Gewässerschutz nach WHG können ihre Kenntnisse auffrischen und ihrer gesetzlich geforderten Fortbildungspflicht nachkommen.
    Alle Teilnehmer erhalten im Nachgang zur Veranstaltung eine Teilnahmebestätigung.
  • Die Tagung ist von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau (BayIKa) als Ingenieurtechnische Fortbildung (allgemein berufsbezogen) anerkannt.

Ermäßigungen für KUMAS-Mitglieder und Behördenvertreter:
KUMAS-Mitglieder und Vertreter von Behörden erhalten ermäßigte Teilnahmegebühren!

Die Kooperationspartner der 18. Bayerischen Wassertage:

Die Unterstützer und Aussteller der 18. Bayerischen Wassertage: